Wie verhindere ich eine Betriebsprüfung? | #74

Betriebsprüfungen sind zeitintensiv, führen regelmäßig zu Steuernachzahlungen und sorgen beim Unternehmer für Unmengen an Stress. Die nachfolgenden Hinweise sollen ein Verständnis für die Frage wecken, welche Kriterien verantwortlich dafür sind, dass ein Finanzamt eine Betriebsprüfung in deinem Unternehmen ansetzt. Zudem möchten wir Tipps geben, auf welche Art und Weise die Gefahr einer Betriebsprüfung verringert werden kann.
5 Kriterien die eine Betriebsprüfung wahrscheinlicher machen
1. Meldung durch den Finanzbeamten
Je mehr Angriffspunkte deine Steuererklärung aufweist, desto größer ist die Gefahr, dass der zuständige Finanzbeamte eine Betriebsprüfungsmeldung durchführen lässt. Insbesondere wenn Einzelheiten beim Jahresabschluss nicht nachvollziehbar sind und du oder dein Steuerberater bei Rückfragen missverständlich oder sehr zeitversetzt reagiert, steigert das die Prüfungswahrscheinlichkeit. Gleiches gilt, wenn die Beantwortung der Nachfragen zu neuen nachfragen führt. Wir empfehlen, Positionen innerhalb des Jahresabschlusses so ausführlich wie nötig und so knapp wie möglich zu erläutern. Dieses Thema sollte mit deinem Steuerberater und insbesondere mit deinem zuständigen Sachbearbeiter der Steuerkanzlei bereits bei Beauftragung ausführlich besprochen werden.
2. Abweichungen bei branchentypischen Kennzahlen
Der zuständige Finanzbeamte prüft turnusmäßig Steuerpflichtige gleicher Branchen. In dem Zusammenhang werden vor allem branchenimmanente Kennzahlen geprüft. Weicht z.B. dein Gewinn im Verhältnis zum Umsatz deutlich von üblichen Branchenwerten ab, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Betriebsprüfung. Kennzahlen, die deutlich von anderen vergleichbaren Marktteilnehmer abweichen, sollten kommentiert werden, damit keine tiefgreifende Prüfung anberaumt wird. Schaue dir dazu die sogenannte Richtsatzsammlung an, welche vom Bundesfinanzministerium jährlich veröffentlicht wird. Wichtig dabei ist, dass deine Betriebszahlen innerhalb der Richtwerte liegen, um die Prüfungswahrscheinlichkeit gering zu halten. Klicke dazu HIER
3. Schelchte Zusammenarbeit mit dem Finanzamt
Pflege die Zusammenarbeit mit dem für dich zuständigen Finanzbeamten. Insbesondere in den ersten Jahren sollten Rückfragen mit großer Geduld und Akribie beantwortet werden. Auch hier gilt es dem zuständigen Steuerberater auf den Zahn zu fühlen. Je einfacher und plausibler du deinem „Prüfer“ das Leben bereitest, desto unwahrscheinlicher ist eine Prüfung.
4. Zufall
Einige Betriebe werden durch den behördeninternen Zufallsgenerator ausgewählt. Der zuständige Finanzbeamte prüft, nachdem du ausgewählt wurdest, im Rahmen eines internen Aktenstudiums oberflächlich deinen Fall. Je mehr Auffälligkeiten (z.B. größere Veränderungen in den Jahresabschlusspositionen) er findet, desto größer ist die Gefahr der Betriebsprüfung.
5. Betriebsgröße
Die Prüfungswahrscheinlichkeit ist zudem von der Größe des Unternehmens abhängig. Je größer das Unternehmen, desto größer die Prüfungswahrscheinlichkeit. Die Größenklasseneinteilung wird regelmäßig aktualisiert. Die Einteilung erfolgt nach den Kriterien: Art des Betriebs, Umsatz und Gewinn
Um einen ungefähren Eindruck zu erhalten können die nachfolgenden Werte als Orientierungen herangezogen werden:
Handelsbetriebe:
- Kleinbetrieb = über 190.000 Euro Umsatz bzw. 40.000 Euro Gewinn
- Mittelbetrieb = über 1 Mio Umsatz bzw. 62.000 Euro Gewinn
- Großbetrieb = über 8,2 Mio Euro Umsatz bzw. 310.000 Euro Gewinn
Fertigungsbetriebe:
- Kleinbetrieb = über 190.000 Euro Umsatz bzw. 40.000 Euro Gewinn
- Mittelbetrieb = über 560.000 Euro Umsatz bzw. 62.000 Euro Gewinn
- Großbetrieb = über 4,8 Mio Euro Umsatz bzw. 260.000 Euro Gewinn
Freiberufler:
- Kleinbetrieb = über 190.000 Euro Umsatz bzw. 40.000 Euro Gewinn
- Mittelbetrieb = über 920.000 Euro Umsatz bzw. 150.000 Euro Gewinn
- Großbetrieb = über 5,2 Mio Euro Umsatz bzw. 650.000 Euro Gewinn
Andere Leistungsbetriebe:
- Kleinbetrieb = über 190.000 Euro Umsatz bzw. 40.000 Euro Gewinn
- Mittelbetrieb = über 840.000 Euro Umsatz bzw. 70.000 Euro Gewinn
- Großbetrieb = über 6,2 Mio Euro Umsatz bzw. 370.000 Euro Gewinn
8 Tipps, um die Wahrscheinlichkeit für Betriebsprüfungen zu verringern
- Fällige Steuern fristgerecht zahlen
- Steuererklärungen fristgerecht einreichen
- Rückfragen und Monierungen des Finanzamts zeitnah beantworten
- Termine beim Finanzamt einhalten oder rechtzeitig vorab verschieben
- Gutes Verhältnis zum zuständigen Finanzbeamten aufbauen und pflegen
- Steuerberater mit Bedacht auswählen und Kompetenz regelmäßig prüfen
- Größere Veränderungen in den Jahresabschlusspositionen nachvollziehbar kommentieren
- Überziehe den Bogen nicht beim Absetzen von („gemischten“) Kosten
Wir haben umfassende Erfahrungen in diesem Bereich und können hierbei zu jeder Zeit unterstützend tätig werden. Bei speziellen Fragen kannst Du uns gerne eine Nachricht zukommen lassen!