Warum Pokerspieler in Deutschland unbedingt eine Steuererklärung abgeben sollten? | #91
Warum Pokerspieler unbedingt eine Steuererklärung abgeben sollten?
Die Frage, ob Pokergewinne zu versteuern sind bedarf einer sehr individuellen Prüfung und ist im Wesentlichen davon abhängig, ob es sich um einen Berufspokerspieler handelt oder nicht (vgl. Finanzgericht Münster, Urteil vom 12.10.2018 - 14 K 799/11 E,G). Ob du ein Berufspokerspieler bist oder nicht, ist von vielen Faktoren abhängig, über dessen Einordnung trefflich gestritten werden kann. Einige entscheidende Faktoren dabei sind:
- Hast du neben dem Poker eine offzielle Vollzeitbeschäftigung (Job, Unternehmen, Studium, Ausbildung)?
- Welche Pokervariante spielst du?
- Seit Wann spielst du Poker?
- Spielst du Online oder Offline Poker
- Wie hoch sind deine Gewinne?
- uvm.
Ohne eine verbindliche Auskunft des Finanzamtes bzw. ohne die Abgabe einer Steuererklärung ist nicht sichergestellt, wie das Finanzamt deine Situation einstuft. Wenn du in Deutschland Poker spielst, Gewinne erzielst und keine Steuererklärung abgegeben hast bzw. keine verbindliche Auskunft erhalten hast, drohen erhebliche Konsequenzen, wenn das Finanzamt von deinen Gewinnen Kenntnis erlangt. Wird das Finanzamt ohne deine Angaben auf Gewinne aufmerksam, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit enorm, dass deine Gewinne versteuert werden müssen. Aufgrund der Tatsache, dass du die Gewinne nicht angegeben hast, ist direkt ein gewissen Misstrauen von Seiten des Finanzamtes vorhanden, wodurch insbesondere Steueroptimierungsstrateigen im Nachgang seltener durchgreifen.
Kommt das Finanzamt zu dem Ergebnis, dass deine Gewinne zu versteuern sind, ohne dass du eine Steuererklärung abgegeben hast, drohen folgende Konsequenzen:
- Steuernachzahlungen zzgl. Zinsen (rückwirkend bis zu 13 Jahren)
- Nachzahlung von Sozialabgaben
- Einleitung eines Steuerstrafverfahrens
Die Abgabe einer Steuererklärung ist enorm sinnvoll, da in diesem Fall direkt die Gefahr der Einleitung von Steuerstrafverfahren verhindert ist. Dazu musst du verstehen, dass im Falle einer Verurteilung sehr hohe Geldstrafen drohen. Regelmäßig entsprechen die Geldstrafen der Höhe der nachzuzahlenden Steuer, d.h. dass du im Ergebnis 100 % deiner Gewinne zzgl. Zinsen "verlierst". Ab Hinterziehungen oberhalb 1 Million Euro sind Gefängnisstrafen nahezu unvermeidbar, soweit du keine strafbefreiende Selbstanzeige rechtzeitig abgegeben hast.
Steueroptimierung
Die Abgabe der Steuererklärung hat zu dem den weiteren Vorteil, dass im Falle der Umsetzung von Steueroptimierungstrategien die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass du keine Steuern auf deine Gewinne in Deutschland zahlen musst. In dem Zusammenhang ist es sehr wichtig zu verstehen, dass rückwirkend Steueroptimierungen äußerst schwierig sind.
Im Ergebnis darf und kann ich als Anwalt nur dazu raten, die Gewinne gegenüber dem Finanzamt offenzulegen. Bei der Abgabe der Steuererklärung können schnell einfache Fehler passieren, die dazu führen, dass Pokerspieler, die eigentlich nicht als Berufspokerspieler nach der aktuellen Rechtssprechung zu qualifizieren wären, dennoch Steuern zahlen müssen. Zudem besteht die große Gefahr, dass Ausgaben in unteschiedlicher Form, insbesondere BuyIns, steuerlich nicht berücksichtigt werden. Dies muss unbedingt verhindert werden, weshalb es als Pokerspieler sehr sinnvoll ist, Steuerrechtsexperten zu Rate zu ziehen.
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